Wettbewerbssieger in Sachen Carl-Alexander-Brücke in Dorndorf-Steudnitz ist ermittelt


Seit 2006 bemüht sich der Brückenverein um die 123 Jahre ­alte Stahlbogenbrücke an der Saale in Dorndorf-Steudnitz. Es gab einen Wettbewerb. Die ­Jury hat jetzt einen wichtigen Meilenstein gesetzt.




So könnte die Carl-Alexander-Brücke, die das Dorndorfer mit dem Dornburger Saaleufer verbindet, nach den Vorstellungen der Weimarer Architekten aussehen. Über das endgültige Antlitz der 1892 in Betrieb genommenen Brücke entscheidet der Stadtrat. Die Wettbewerbsteilnehmer haben der Ausschreibung gemäß keinen rechtlichen Anspruch auf 100-prozentige Umsetzung ihrer Ideen. Von den 60 000 Euro Preisgeld muss die Kommune ein Drittel selbst aufbringen, der Rest wird gefördert.
Fotomontage: Michael Setzpfandt/Fabian Stolze

Dorndorf-Steudnitz. Radfahrer, die derzeit von Jena über den Saale-Radweg Richtung Norden rollen, kommen in Kunitz an jungen Weinbergen vorbei, entdecken die Ruine der Gleisburg und werden schon wenige Kilometer weiter auf der anderen Flusseite von den majestätischen Dornburger Schlössern gegrüßt. Spätestens an der historischen Stahlbogenbrücke in Dorndorf-Steudnitz machen viele Rast für ein Foto von dieser selten schönen Aussicht. Die Brücke, auf der sie dabei stehen, ist auch beeindruckend, doch gibt sie mit ihren rostigen Trägern, abgebröckelten Sandsteinpfeilern und dem maroden Fahrbahnbelag gerade kein schönes Fotomotiv ab. Doch das wird sich ändern.
Seit fast zehn Jahren kämpft der Brückenverein um den Erhalt und die dringend erforderliche Sanierung der Carl-Alexander-Brücke. Und hat dabei schon manchen Teilerfolg erreicht.
Zum einen haben die Vereinsmitglieder es geschafft, dass aus einem Häufchen oft belächelter Brücken-Enthusiasten ein ziemlich großer Freundeskreis geworden ist - und der hat schon mal den Abriss der mehr als 120 Jahre alten Brücke verhindert. Denn das war angesichts der geschätzten hohen Kosten für die Sanierung des Denkmals durchaus eine Option für das Thüringer Straßenbauamt und das zuständige Ministerium. Doch durch gemeinsame Bemühungen von Vereinsmitgliedern, Kommunalpolitikern und Verbündeten in Erfurt ist es den Dorndorfern gelungen, das Land Thüringen als aktiven Unterstützer für den Erhalt der Brücke zu gewinnen.
 
Konzeptwettbewerb für Erhalt und Sanierung

In einer bisher noch nicht dagewesenen Aktion hat der Freistaat den lokalen Akteuren aus Dorndorf-Steudnitz jetzt geholfen, einen Konzeptwettbewerb für Erhalt und Sanierung der Carl-Alexander-Brücke auf die Beine zu stellen. "In dieser Form, dass ein Architektenwettbewerb für ein solches Bauwerk gekoppelt wurde mit der konkreten Aufgabenstellung für die Instandsetzung, hat es so etwas noch nicht gegeben, wurde uns vom Thüringer Ministerium für Bau versichert", sagte Matthias Bornschein, Vorsitzender des Brückenvereins und Dorndorfer Ortsteilbürgermeister. Drei renommierte Architektur- und Ingenieurbüros wurden Ende vergangenen Jahres zur Teilnahme aufgefordert, in der letzten Woche nun hat in der Alten Schule Dorndorf die Jury getagt und die eingereichten Vorschläge begutachtet.
"Vorgelegt wurden drei sehr interessante Modelle. Besonders interessant ist, dass jedes Büro eine völlig andere Herangehensweise und Technologie bevorzugt hat", erklärt Bornschein. So schlug das Büro LAVIS engineering GmbH aus Halle vor, die Fahrbahn der Brücke komplett abzutragen und auf das Stahlträgergerüst eine so genannte orthotrope Fahrbahn auf einem Trägerrost auf die vorhandenen Träger aufzulegen.
Der zweite Vorschlag vom SVB Ingenieurbüro für Baustatik in Leipzig präferierte die technisch anspruchsvolle Lösung, eine Betonfahrbahn neu zu bauen und als statische Konstruktion quasi in die vorhandene Brücke einzuschieben. Der dritte Vorschlag stammte vom Architekten Gerhard Setzpfandt und seiner Ingenieurgemeinschaft in Weimar. "Dieser Vorschlag zielt darauf ab, die historischen Brücke so weit es geht zu erhalten und sorgsam zu restaurieren", erklärt Bornschein. Als Schutz vor künftigen Witterungseinflüssen soll die Stahlbogenbrücke von einem Membrandach überspannt werden, wie es zum Beispiel bei Stadien Verwendung findet.
"Alle drei Wettbewerbsteilnehmer haben eine sehr ansprechende Präsentation geliefert, haben in je einer Stunde ihre Lösung vorgestellt, Vor- und Nachteile erläutert", berichtet Bornschein. Die Entscheidung sei für die sieben Jurymitglieder nicht einfach gewesen. "Wir mussten eine Entscheidung finden zwischen viel Neuem und dem Erhalt von möglichst viel Altem, zwischen hohem und niedrigerem Risiko und der Wirtschaftlichkeit", erklärt er. Wobei in Hinsicht auf die Kosten alle drei Vorschläge bei etwa 2,6 Millionen Euro lagen.
Die Entscheidung der Juroren - unter ihnen Brückenvereinsmitglieder, Kommunalpolitiker und Bauamtsmitarbeiter sowie ein Professor der Bauhaus-Universität Weimar und ein Mitarbeiter des Landesamtes für Bau und Verkehr, das die Ausschreibung fachlich betreut hatte - fiel mit vier Stimmen für den Vorschlag der Ingenieurgemeinschaft Setzpfandt "ziemlich eindeutig" aus.

"Wir haben uns für die Variante entschieden, bei der der Erhalt der historischen Substanz im Vordergrund stand, und das uns den größten Spielraum für Änderungen lässt", erklärte Bornschein. So gebe es durchaus verschiedene Auffassungen zur Überdachung der Brücke. Das letzte Wort hat hier der Stadtrat von Dornburg-Camburg, denn die Kommune ist auch Träger des Projektes. Gerhard Setzpfandt wird dem Stadtrat im März seine Ideen vorstellen und mit den Bürgern darüber diskutieren.
"Die Brücke soll, so eine Vorgabe aus der Ausschreibung, ja zu einem Dorfmittelpunkt und als Fußgänger- und Radfahrerbrücke zu einem touristischen Anziehungspunkt werden", sagte der Architekt. Die Überdachung diene also nicht nur dem Korrosionsschutz, sondern erweitere auch die Nutzungsmöglichkeiten der Brücke. Das gelte auch für die beiden klappbaren Treppen, die von der Brücke auf die kleine Insel in der Saale führen, die nach den Vorstellungen der lokalen Akteure damit als Spielplatz und Erlebnisgelände erschlossen werden soll. Die dem Wettbewerb vorausgegangenen Untersuchungen hätten ergeben, dass alle wichtigen statischen Teile der Brücke intakt seien, dass nur wenige Teile ausgetauscht werden müssten.
Bis jedoch die Bauleute an der Brücke Hand anlegen, wird noch Zeit vergehen. Zwar haben Land und Denkmalschutz finanzielle Hilfe versprochen, doch Stadt und Verein müssen einen gehörigen Posten selbst aufbringen und Sponsoren finden. "Mit einem guten Projekt wird das viel leichter", so Bornschein.


Angelika Schimmel / 24.02.15 / OTZ